Rübenvollernter

Rübenvollernter

Zuckerrübenernte: Je später diese bei guten Bedingungen – von September bis Dezember – stattfindet, desto höher der Zuckergehalt. Rübenvollernter, die alle Arbeitsgänge in einem Zug erledigen, ernten hier maximal effektiv. Ihre Aufgabe: Erst die Blätter der Rübe (Schlegeln) und anschließend die Blattstrunke (Köpfen) entfernen, um die Rübe schließlich im Ganzen aus der Erde zu ziehen (Roden) und aufzunehmen. Darauf befreit der Rübenvollernter die Früchte über Siebbänder und Walzen von anhaftender Erde und sammelt diese im Bunker. Abschließend lädt er die Rüben am Ackerrand (Miete) auf ein Transportmittel oder die so genannte Maus über, die nun Reinigen und Laden auf den LKW übernimmt.

Geschichte

Seit den 1970er Jahren nahm die Entwicklung selbstfahrender Zuckerrübenvollernter mit sechsreihiger Rübenerntetechnik an Fahrt auf. Bald darauf wurden auch hochmoderne Rübenladegeräte (Lade-Maus) als effektive Ergänzung konstruiert, die die Säuberung der Rüben übernehmen. Gegen Ende der Achtziger Jahre sieht der Markt immer massivere Rübenvollernter mit neuartigen Rahmenkonstruktionen, die eine großvolumigere Bereifung ermöglichen und im Vergleich über ein Drittel mehr Rüben in ihrem Bunker unterbringen. Neue Bunkerköpfroder bringen verbesserte Abreinigungsergebnisse bei schonender Rübenbehandlung und möglichst geringem Bodendruck. Denn die Ansprüche an Leistung und Produktivität wachsen weiter: 1992 präsentiert den bis dato weltgrößten Bunkerköpfroder mit 35 m³ (22 t) Bunkerinhalt, Ende der 1990er liegt der Fokus nicht zuletzt auch auf dem Bedienkomfort – mit bequemer Kabine, bester Einsicht auf die Arbeitsaggregate sowie freier Rundumsicht, um sich im Arbeitsablauf optimal zu orientieren. Ausgefeilte Elektronik steuert und überwacht alle mechanischen Abläufe, Verbesserungen bei Hydraulik und Dieselmotoren erhöhen Leistung und Einsatzsicherheit der Rübenvollernter. Auch an der Wendigkeit wurde gearbeitet – und Knickwinkel bald von um 15° auf 30° erweitert, um auch auf kleineren Vorbeeten zügig zu wenden. Ziel: Maximale Flächenleistung pro Stunde bei minimalen Rodekosten pro Hektar sowie ein optimales Aufnehmen des Rübenstroms vom Siebband – etwa, indem man den ersten Siebstern exakt unter dem Knickgelenk anbringt.

Funktionsweise

Herzstück eines Rübenvollernters? Das Rodeaggregat, weil seine Leistungsfähigkeit die Erntegeschwindigkeit bestimmt. Neuentwickelte (für den ausländischen Markt überbreite) Rodeaggregate zeichnen sich durch extrahohen Durchsatz bei sehr geringer Verstopfungsgefahr aus. Allerdings ist für den Straßentransport der überbreiten Roder ein besonderes Transport- und Koppelsystem erforderlich, im druckluftgebremsten Transportwagen gezogen. Neuentwicklungen prägen auch Steuerungs- und Regelungstechnik zusammen mit neuartigen Hydraulikkonzepten und elektronischem Load-Sensing. Extrem verunkrautete Rübenfelder, schwierige Rodebedingungen und klebrige Schwarzerde-Böden? Neue Schlegleraggregate und verstopfungsfreie Rodeaggregat sind die Lösung; vier spurversetzte Tasträder leisten gleichmäßige Höhenführung – auch auf unebenem Boden. Auch massive Unkraut- und Blattmengen sind für innovative Rübenvollernter kein Problem mehr: Eine vergrößerte Blattschnecke fördert sie mit kantigen, ausladenden Windungen kraftvoll auf einen Blattteller.

Traktor oder Selbstfahrer

Inzwischen laufen selbstfahrende Rübenvollernter den einfacheren, von einem Traktor gezogenen, zweireihigen Maschinen, die nur wenige Arbeitsgänge erledigten, den Rang ab. Zweireihige Rübenvollernter bearbeiten nur noch etwa 9 Prozent der Zuckerrübenbestände. Aktuell werden selbstfahrende Vollernter deutschlandweit auf mehr als 75 Prozent der Anbaufläche eingesetzt. Wo drei, sechs oder neun Reihen gleichzeitig gerodet werden, lassen sich pro Stunde zwei Hektar und mehr abernten. Vor allem in den USA kommen auch 12-Reiher zum Einsatz, für Standorte mit großen Schlaglängen bzw. -größen konstruiert. Ihre Rodevorrichtung lässt sich – nach Art eines Mähdreschers – abnehmen. In Deutschland setzt man diese Großen wegen Überbreite und Überlänge noch eher selten ein.

Köpfen / Roden

Aktuell erledigen modernste Köpfrodebunker alle in der Ernte notwendigen Arbeitsvorgänge wie Köpfen, Roden und Reinigen der Rüben. Moderne Rübenvollernter köpfen die Rüben exakt, ohne dass sich diese am Messer stauen und halten dabei die Köpfhöhe (anders als verschlissene Roder) sauber ein. Ein spezieller Ring-Aufzug (Elevator) fördert die Früchte schonend in Bunker mit Ladevolumina von über 40 m³. Anschließend wird der Bunker in unter einer Minute automatisch entladen. Zu tief geköpfte Rüben? Jetzt nicht mehr, dank Schnittstärkenautomatik – etwas, das Landwirt und Maschinenbetreiber gleichermaßen freut. Dazu punkten neue zweiachsige und dreiachsige massive Rübenroder mit verbesserter Wirtschaftlichkeit und erhöhter Tagesleistung bei bodenschonender Ernte – inklusive automatischem Radlast- und Hangausgleich bei Neigungen bis zu zehn Prozent, inklusive Wankstabilisierung. Auch die extralangen Entladebänder beeindrucken.

Wartung

Außerdem setzen neue Bedienkonzepte Maßstäbe: Betriebskosten sinken, Wartung und Instandhaltung sind vereinfacht – und der Maschinenführer genießt verbesserten Fahr- und Bedienkomfort. Sensoren, Steuerungen und Dialogvorrichtungen, speziell für raue Einsatzbedingungen entwickelt, erlauben – fast rund um die Uhr – zuverlässigen Betrieb. Informations- und Diagnosekonzepte erleichtern das Finden von Fehlern, Betriebsdaten gehen direkt an einen Server, um dort ausgewertet zu werden. Sie sind auch dann verfügbar, wenn der Rübenvollernter nicht im Einsatz ist. Auch in puncto Umweltbewusstsein müssen sich die neuen Erntemaschinen nicht verstecken: Innovative, spritsparende Rübenvollernter erfüllen die Abgasvorschriften der Stufe Euro IV, bei gleichzeitig über 600 PS starkem Antrieb – und über 17 km/h auf dem Feld!